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Sätze die dir dein Leben echt schwer machen

Tagesimpuls 7.2.17

Heute ist mal ein guter Moment, die Lieblingssätze der zeitgenössischen Esoterik / Freien Spiritualität, die wir ja so fleißig über die Jahre hinweg inhaliert haben, einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie nehmen einfach viel zu viel „Speicherplatz auf unserer Festplatte“ 😀 .. und sind wirklich Ballast und Belastung, wenn man sie nicht genau versteht, einordnen kann und sich klar darüber wird, ob man wirklich so leben will – oder ob es nicht an der Zeit ist, diese Konzepte einem Update zu unterziehen oder sie sogar ganz zu „entrümpeln“.

Ein paar der Supersätze klingen in etwas so:

  1. Du musst lernen, bedingungslos zu lieben, das ist das Wichtigste.
  2. Einfach Loslassen.
  3. Wir sind alle Eins.
  4. Lass dein Ego los, du musst es auflösen und transzendieren. Ego-losigkeit ist das zu erreichende Ziel.
  5. Du darfst nicht urteilen, bewerten, kritisieren.
  6. Sprich nicht über deinen Schmerz. Widme dich nur noch Positivem, denn Energie folgt der Aufmerksamkeit.
  7. Höre auf zu Prozessieren. Damit ist es jetzt vorbei, es wird nicht mehr gebraucht.
  8. Wenn dir Unrecht widerfährt, musst du nur deine innere Haltung ändern, dann ändert sich auch das Außen – das ist das Spiegelgesetz.
  9. Dein Leid ist nicht Folge des schmerzlichen Ereignisses, sondern deiner Interpretation oder eine Folge deiner vorgeburtlichen Wahl oder einfach Karma.
  10. Du kannst alles erreichen was du willst, du musst nur positiv Denken
  11. Fokussiere dich nur aufs Jetzt – Du musst nichts „Tun“, du musst nur „Sein“.
  12. Du musst alles vergeben, damit du und der Andere erlöst sind.

In vielen dieser Sätze verbergen sich Echos der tiefen Wahrheiten alter Weisheitstraditionen und der Pop-Psychologie. Alle diese Sätze stimmen – und auch nicht. Problematisch wird es, wenn die zugrundeliegenden Weisheitstraditionen, also der lebendige Kontext, verkürzt, entfernt oder durch ein verzerrtes Menschenbild und Belohnungssystem, ersetzt wird. Dann werden solche Sätze leicht zu Fallstricken in der persönlichen Entwicklung, und der Schaden ist groß.

Manch einer merkt das erst, wenn ein quälendes Grundgefühl und mangelnde Krisenkompetenz zum Alltag geworden sind – wenn die innere Stimme jegliche Lebenssituation fortan selbst rigide unter das Diktat jener „Gesetzmäßigkeiten“ stellt. Der Tyrann sitzt dann nicht länger im Außen, in Form eines Gurus, Lehrers oder eines Gruppenzwangs, sondern in uns (meist nehmen wir es in unserem Kopf wahr) – und von dort verschwindet er nicht mehr ohne weiteres von allein.

Auch ich habe über die Jahre hinweg solchen Nonsens von mir gegeben, bin da keine Ausnahme. Und habe dabei für mich und manchen von meinen Klienten und Schülern das Leben damit immer wieder schwer gemacht und unnötig kompliziert, weil auch ich einfach nur nachgeplappert habe, was gerade en vogue war und mir nicht wirklich überlegte, was genau ich denn damit meine bzw., was damit genau gemeint ist.

Auf Platz 1: Die Bedingungslose Liebe
wäre so ein super gutes Beispiel dafür. Was habe ich mich mit diesem Begriff geplagt. Ein hehres Ideal, tausend mal am Tag wird es zitiert. Ich kenne niemanden der es lebt, aber wir tun immer noch so, als ob das ein Ideal wäre, dem wir hier auf Erden – in einer polaren Welt, entsprechen könnten. Ich beobachte immer wieder, dass all die Menschen, die es ständig zitieren und so tun, als ob sie das ganz selbstverständlich leben würden, kaum oder wenig Ahnung davon haben, was es in Wirklichkeit bedeutet und wie sie das bewerkstelligen sollen.

Die meisten Zitierer gibt es natürlich in der spirituellen/religiösen Szene und JETZT ist eine wunderbare Zeit eingetroffen, genau diesen Satz auch zu leben .. und siehe da, viele SEHR „spirituelle Menschen“ sind aufs äußerste gedehnt mit Flüchtlingen, den Anderen, Fleischessern usw. Unsere „abendländischen Werte“ (was immer man auch darunter versteht) wären bedroht, und christliche Werte wie Nächstenliebe sind offensichtlich nicht für Menschen aus dem Mittleren Osten, Afrika und alle die anderen unbequemen Menschen. Jetzt wird jeder dazu eingeladen, das hehre Wort im täglichen Leben einmal zu praktizieren, nicht nur davon zu reden, wenn man schön warm und sicher im bequemen Stübchen sitzt und der Welt erzählt, wie sie sich am besten zu verhalten hat .. denn „wir“ wissen es ja ganz genau!

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich vor vielen Jahren mit meiner Freundin in Bali in einem „Warung“ (ein kleines, sehr einfaches Café) saß, der voll war mit westlichen Touristen und wir diskutierten gerade das „Bedingungslose Liebe“ Konzept. Ich sah mich um und zum ersten Mal in meinem Leben wurde mir wirklich bewusst, dass ich von vielen „lebenden Toten“ umgeben war, wie ich es damals ausdrückte. Ich erschreckte mich furchtbar. Ich sah alle diese Bodys, modern und schick gekleidet, die sich wie animierte Puppen bewegten und bekam einen Megastress damit, wie ich denn um Himmels willen „die alle“ jemals bedingungslos lieben könnte. Und das waren keine „unmöglichen Menschen“, niemand von denen hatte mir je was getan .. und doch bereitete mir der Gedanke damals größtes Unbehagen und Stress, und ich fühlte mich sofort schuldig, so etwas „negatives“ überhaupt zu denken.
Es hat Jahrzehnte gedauert, bis ich mich selber von dem Joch dieses Satzes befreit habe, denn ich haben endlich verstanden, dass das gar nicht von mir verlangt wird 😇.

Ich habe inzwischen gelernt, mich viel in Toleranz zu üben und nach und nach, wenn ich die Person besser kenne, wir uns gegenseitig vertrauen können und uns öffnen, dann kann das kleine Pflänzchen „Bedingungslose Liebe“ sich emporstrecken und wird durch gegenseitige Achtung, Respekt und „ein sich mögen“ gedüngt, bis es im Zustand der Herzensliebe landen kann. Dann wandelt es sich langsam in diesen Zustand der Bedingungslosigkeit, so gut das eben möglich ist in einer bedingten Welt.

Ich wünsche dir für heute viele echte Begegnungen – so von Herz zu Herz.
Renate

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© Renate Hechenberger
Foto credit: © marianstock  – Shutterstock/com
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15 Kommentare

  1. RoMana sagt

    Hei ihr Lieben „nicht bedingungslosen“ – auch ich bin eine „nicht bedingungslose“ obwohl ich es natürlich auch versucht habe ;)))…….
    Ich seh auch die persönliche Reflektion durch diese Themen angesprochen und praktiziere, dass „Selbsthinterfragen“ damit und mit anderen Aussagen, gerne. Aufgrund dessen lerne ich mich immer mehr selbst kennen……“Und stetig ist der Sichten Wandel“ – auf einen wundervollen Tag Euch allen

    Ro Mana 🙂

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  2. Veron sagt

    Vielen Dank für Dein Beispiel, liebe Renate!
    So viel, wie man sein soll, ist zu hinterfragen, von Esoterik/Spiritualität bis hin zu Erziehung/im Leben funktionieren. Ist ganz, ganz wichtig für mich, um den Druck, unter dem diverse Teile von mir stehen, abzubauen.
    Liebe Grüße
    Veron

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    • Ja liebe Veron, du wirst langsam Meisterin darin 🙂

      Genau dieser Druck, von dem du sprichst, wird von solchen Ansprüchen, die wir an uns stellen, immer wieder ausgelöst – und oft ganz umsonst, denn niemand „da draussen“ hat ja was davon – und ich auch nicht als diejenige, die sich mit solchen Konzepten plagt.

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  3. Wie könnten die Sätze lauten, die uns das Leben leichter machen? Das frage ich mich gerade ernsthaft. Ich freue mich auf Dein Feedback (vielleicht in den kommenden Tagesimpulsen?!).

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    • Veron sagt

      Hej Catherine!
      Ganz viele „ich darf .. ..“-Sätze .. .. sage ich meinen inneren Kindern immer wieder 🙂
      Liebe Grüße
      Veron

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    • Hi Catherine,

      du darfst sie dir selber aussuchen 🙂 – und sofort wieder rauswerfen, wenn sie obsolet geworden sind.

      Mein Satz für heute:
      „Ich darf jeden so viel oder so wenig lieben, wie ich bzw. meine inneren Anteile es gerade schaffen und möchten“.

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  4. Guten Morgen Renate
    und Danke für Deine Geschichte zur „bedingungslosen“ Liebe.

    Bei dem Begriff „bedingungsloses“ was-auch-immer geht mir immer wieder die Hutschnur hoch und ich mag meinen wortbespickten Drachenfeueratem über die Welt der Worte schleudern, ähnlich beim Begriff: „bedingungsloses Grundeinkommen“.
    Ich für meinen Teil bin der festen Überzeugung, dass, sobald etwas erfahren wird, es bedingt ist, sprich „bedingungslos“ kann nicht erfahren sein bzw. werden, will sagen aus dem „Bedingungslosen“ sprießt die Pflanze des Bedingten.

    Herzliche Grüsse von Stefan aus den Kasseler Gefilden

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    • Guten Morgen lieber Stefan,

      gut gesagt, kann dem nichts „g’scheiteres“ hinzufügen .. :-).
      Es dauert halt, bis wir – jeder Einzelne von uns, in uns genügend gereift sind, um das auch wirklich verstehen zu können.

      Hunde & Katzen sind für mich „Bedingungslos Liebende“ – wir Menschen sind aus einem anderen Grund hier auf Erden. Es geht gerade um die „Bedingtheit“ – Liebe füreinander in und mit Bedingungen zu fühlen und zu leben, in einer polaren Welt, das ist für mich die echte Herausforderung.

      Bedingungslosigkeit gehört in die höher-dimensionalen Welten, nicht wo wir gerade „spielen“, warum sich also damit plagen?

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  5. So genial !! Danke liebe Renate. Auch mir begegnen diese Sätze immer häufiger auf einer tieferen Ebene. Werfen neue Fragen auf. Antworten habe ich noch keine, doch ich spüre die Veränderung die gerade geschieht. Meinem Empfinden nach geht es darum Leben zu erfahren, denn dafür sind wir hier. Und dazu gehören eben auch all die Begegnungen, die uns immer wieder in unserer Wahrheit prüfen. Jetzt ist die Zeit, diese bisher als Gedanken vorhandenen Themen in all ihren Facetten zu leben.

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    • Guten Morgen Liebe Sabine,
      schön dass du dich meldest.

      Ja die Zeit dafür ist gekommen das alles nochmals zu überprüfen – und wenn notwendig, eine Kuskorrektur vorzunehmen. In unserer Branche ist es wichtig (finde ich) vorauszugehen und sich selber immer wieder unter die Lupe zu nehmen, ansonsten tragen wir noch mehr zur allgemeinen Verwirrung, die eh schon herrscht, bei.

      Man muss nicht eine endgültige Antwort auf alles haben, das ist glaube ich hier nicht möglich. Aber man muss voll zu dem stehen können, was man da so von sich gibt; das ist mein Anspruch an mich 🙂

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